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  • AutorenbildI.Fischer

DIE LINIE IN DER ANIMATION



Die Linie als ein Bildelement ist in der Animation kaum wegzudenken. Mit der Entwicklung visueller Technologien beginnen die Prinzipien des Designs bis in die Kinematografie und die Animation vorzudringen, die Linie ganz vorne mit dabei. Wobei sie eher die Rolle einer Kontur übernimmt, statt ein eigenständiges Element zu sein.


Eine der ersten Animationen, die Einfluss auf die weitere Entwicklung der Animation nimmt, ist der Zeichentrickfilm „Gertie the Dinosaurier“ aus dem Jahre 1914, aus der Feder des Comiczeichners Winsor McCay stammend. Die Konturlinie bestimmt dabei das Aussehen der Animation. Da die Zeit für die Cel-Animation noch nicht gekommen ist, spielt sich die Animation auf einer einzigen Ebene ab, die sich Hintergrund und Figur teilen, wobei jedes Einzelbild bereits alle Details enthält.


Die Animation beginnt sich in unterschiedliche Richtungen zu entwickeln. Abseits der Disney Studios fängt der kanadische Filmemacher Norman McLaren an, mit den Möglichkeiten der Animation zu experementieren und die bereits gängige und arbeitsaufwändige Praxis in den Studios zu umgehen, indem er direkt auf den Film zeichnet. Die geringe Größe des Films bedingt dabei eine Einfachheit der Zeichnungen und die Bevorzugung einer Konturlinie, die ein rhythmisches Komponieren der Bildfläche voraussetzt.


Für McLaren ist das Experimentieren mit den technologischen Möglichkeiten der Antrieb für seine Animationen, wo mitunter der Effekt an sich Priorität erlangt. In den Animationen „Lines Vertical“ und „Lines Horizontal“ von 1960 und 1962, widmet er sich schließlich einzig der Geraden und offenbart mit der rhythmischen Komposition ihre eigentlich Funktion:

Die Aufteilung des Bildraumes.



Diese Einfachheit in der Darstellung macht sich auch der italienische Cartoonist Osvaldo Cavandoli in seiner Zeichentrickserie „La Linea“ aus dem Jahre 1969 zu nutzen. Wie der Titel bereits verrät, ist die Linie der „Hauptakteur“. Eine Konturlinie, die ebenfalls durch ihren symbolhaften Charakter in erster Linie für die Aufteilung der Bildfläche sorgt.


Das Aufkommen der dreidimensionalen Animation, und den Möglichkeiten, die diese Technologie mit sich bringt, bedingt dabei den Verlust der Linie in solcherart Animationen. Die Tendenz geht eher dahin, eine Kopie der Realität zu erschaffen, wie es bereits die klassische Malerei zum Ziel hat. Wo die Linie als aktives Bildelement keinen Platz mehr in der realistischen Umsetzung hat. An die Stelle der Linie tritt die Fläche.


Der Drang, handgezeichnete Animation zu erschaffen, lässt die Linie weiterleben. Animationskünstler wie Glen Keane, ehemaliger Disney-Animator, entdecken die Besonderheit der Linie neu für sich und stellen sie wieder in den Mittelpunkt ihrer Darstellung. So schafft er mit seinen Animationen „Thought of you“ und „Duet“ eine Verschmelzung der Linie mit Raum und Fläche.


„Fortunately for me everything I have animated is always tested me to learn something new. And I do believe, that those feelings come out in line.“

(Glen Keane)

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